Stolpern erwünscht!
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten Synagogen und weitere jüdische Einrichtungen deutschlandweit, Menschen starben, ihr Hab und Gut wurde zerstört oder gestohlen. Das darf nie wieder geschehen und so wurde auch in diesem Jahr der Opfer gedacht.
Olaf Magath hatte sich an einem Projekt in Pasewalk beteiligt und schreibt dazu:
Manchmal tut stolpern gut. So im Falle von sogenannten Stolpersteinen, von denen neben vielen anderen Orten in Deutschland und Europa auch in Pasewalk 78 Steine verlegt sind.
„Man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“ , sagt Gunter Demnig, Initiator des Projekts, der seit 1992 europaweit auf den Fußwegen Stolpersteine verlegt hat.
Nun gibt es in Pasewalk neben dem Kulturgut der Stolpersteine auch interessierte Grundschulklassen, von denen die Viertklässler alljährlich einmal die Pasewalker Marienkirche aufsuchen, um sich von ihren Lehrern erklären zu lassen, was es mit diesen Steinen in der Stadt auf sich hat. Für die Schüler ist dieser Tag immer ein besonderes Erlebnis, oft auch das erste Mal, dass sie die Schwelle einer Kirche übertreten. Die schöne Kirche bietet nicht nur ideale Räume an. Sie hat auch einige Sehenswürdigkeiten, unter denen der leicht begehbare Glockenturm herausragt. Oben angekommen bietet sich eine imposante Aussicht über die ganze Stadt – ein Bild des Staunens für jeden Schüler.
Am Anfang des Tages steht aber das Aussteilen von kleinen Feldsteinen, die sich die Schüler aus einer kleinen Schüssel herausnehmen.
So unverwechselbar wie jeder Stein ist auch der Mensch: Jeder hat von Gott seine besondere Würde erhalten. Danach geht es um eine zeitliche Einordnung des Nationalsozialismus, denn die Stolpersteine erinnern an die Namen und Wohnorte der jüdischen Gemeinde – deutschlandweit und in Europa.
So gewinnen Schüler ein Bewusstsein für das unermessliche Leid von Verfolgung und Deportation bis zur Vernichtung der Juden. Der Leidensschrei dieser schrecklichen Zeit wirkt bis in unsere Tage nach. Stolpersteine laden ein, innezuhalten und sich vor den Namen der Verfolgten zu verbeugen, um sie zu lesen und ein wenig auf sich wirken zu lassen. So wird Geschichte lebendig und werden Menschen an vergangene Tage erinnert, aber auch an ihre Verantwortung für heute und morgen. Schüler schätzen das und lernen daran, das Schwache und Geringe zu beachten und wert zu schätzen.
Im November 2022 von Olag Magath
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